Wasserhärte im Aquarium – Hintergrundwissen, Messung und Wasserhärte verändern

Wasserhärte im Aquarium

Die Wasserhärte im Aquarium ist für viele Anfänger ein Grund für zahlreiche Fragen. Darum haben wir hier einen Ratgeber zusammengestellt, der alle offenen Fragen klären soll. Denn schließlich sind Gesamthärte und Karbonathärte zwei der wichtigsten Paramater, die das Wohlergehen von Fischen, Garnelen und anderen Aquarienbewohnern beeinflussen.

Wie ist meine Wasserhärte? So finden Sie es heraus

Wer ein Aquarium einrichten möchte, versäumt manchmal, zunächst einige grundlegende Punkte abzuklären. Wir starten gleich mit dem ersten Punkt, der immer wieder Probleme macht. Dabei ist es eigentlich ganz einfach:

Wie hoch ist eigentlich die Wasserhärte in meinem Aquarium?

Um das zu erfahren, können Sie vor dem Befüllen Ihres Aquariums ganz einfach online nachschauen. In der Regel nutzen Sie ja Ihr Leitungswasser, das von einem Wasserversorger (Wasserwerk) bereitgestellt wird. Die Versorger testen ihr Wasser regelmäßig und stellen die Werte bereit. Sie können also ganz einfach nach Ihrem Wohnort und der Wasserhärte googlen. So wissen Sie sofort, ob sie eher weiches oder eher hartes Wasser haben.

Für den exakten Wert im Aquarium empfehlen wir dennoch immer, eine Wasserhärte-Messung vorzunehmen. Weiter unten haben wir aufgeführt, welche Messmethoden es gibt.

Wichtig: Wasserhärte und Fische aufeinander abstimmen

Bevor Bewohner einziehen, sollten Sie immer Ihre Wasserhärte kennen. Denn die Haltung von Fischen in zu hartem oder zu weichem Wasser kann den Tieren schaden (siehe unten) und die Ansprüche verschiedener Fische unterscheiden sich hier sehr stark.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Variante 1: Sie suchen Fische heraus, die genau die Wasserhärte benötigen, die Ihr Leitungswasser hat. Die Auswahl kann eingeschränkt sein, vor allem bei extrem hartem Wasser.
  • Variante 2: Sie suchen die Fischarten heraus, die Sie am liebsten halten möchten, und passen die Wasserhärte an Ihren Wunschbesatz an. Wie das geht, haben wir unten zusammengefasst

Was sind Wasserhärte, Gesamthärte und Karbonathärte?

Jetzt wissen Sie bereits, wie Ihre Wasserhärte ist und dass die Wasserhärte im Aquarium zu den Bewohnern passen sollte. Bevor wir genauer darauf eingehen, wie man die Wasserhärte misst und verändern kann, möchten wir erst einmal wichtige Begriffe klären: Die Wasserhärte und die in der Aquaristik häufig genutzte Gesamthärte und Karbonathärte.

Wasserhärte: Definition

Wasserhärte bezieht sich auf den Gehalt an gelösten Mineralien, insbesondere Calcium- und Magnesiumionen, im Wasser. Je höher der Gehalt dieser Mineralien, desto härter ist das Wasser.

Die Wasserhärte wird typischerweise in Grad deutscher Härte (°dH) gemessen. Die allgemeinen Richtwerte sind wie folgt:

  • Weiches Wasser: weniger als 8,4 °dH
  • Mittelhartes Wasser: 8,4 bis 14 °dH
  • Hartes Wasser: mehr als 14 °dH

Gesamthärte (GH) im Aquarium

Die vorher beschriebene Wasserhärte wird im Aquarium auch Gesamthärte genannt.

Sie beschreibt den Gesamtgehalt an gelösten Mineralien im Wasser, vor allem Calcium- und Magnesiumionen.

Karbonathärte (KH) im Aquarium

Fast noch wichtiger als die Gesamthärte ist die sogenannte KH (Karbonathärte) im Aquarium. Sie ist sozusagen ein Bestandteil der Gesamthärte, denn hier werden nicht alle Mineralien erfasst, sondern nur der Gehalt an gelösten Carbonaten und Bicarbonaten im Wasser.

Die Karbonathärte ist in aller Regel also niedriger als die Gesamthärte, da sie nur einen Teil der Gesamtmineralien abbildet. Ausnahmen kann es geben, wenn du eine Entkalkungsanlage im Haus hast (siehe unten). Ist die Karbonathärte zu niedrig, können kleine Änderungen zu einem gefährlichen Absturz des pH-Wertes kommen. Darum wird die KH meist auf einen Wert von mindestens 2 bis 3 eingestellt.

Und was ist der Leitwert?

Manchmal wird in Aquarien nicht die Wasserhärte, sondern der Leitwert angegeben. Üblich ist dies zum Beispiel bei der Haltung von Caridina-Garnelen.

Der Leitwert ist die elektrische Leitfähigkeit (Einheit: µs/cm, also Mikrosiemens pro Zentimeter). Die Leitfähigkeit hängt mit der Anzahl der Ionen, also der geladenen Teilchen, im Wasser ab. Diese umfassen nicht nur die Härtebildner, sondern auch alle anderen Stoffe wie Nitrat oder Phosphat, die aus Flüssigdünger oder aus den Ausscheidungen der Bewohner stammen.

Warum ist die Wasserhärte im Aquarium wichtig?

Die GH ist entscheidend für die Gesundheit und Entwicklung vieler Aquarienbewohner und Pflanzen, da sie wichtige physiologische Prozesse beeinflusst, wie z.B. die Osmoregulation bei Fischen und Wirbellosen.

Die KH ist fast noch wichtiger, denn sie ist ein Maß für die Pufferkapazität des Wassers, also seine Fähigkeit, den pH-Wert stabil zu halten. Eine ausreichende KH verhindert schnelle pH-Schwankungen, die für Aquarienlebewesen schädlich sein können. Eine zu hohe KH verursacht aber auch, dass das Wasser eher basisch ist und eignet sich nicht für Fische, die saures, weiches Wasser benötigen.

Genauso wie die Temperatur und der pH-Wert sind Gesamthärte und Karbonathärte wichtige artspezifische Faktoren, die passen müssen, damit die Fische gesund bleiben.

Hintergrund: Verschiedene Biotope – unterschiedliche Wasserhärte

Warum unterscheiden sich verschiedene Fischarten in ihren Ansprüchen an die Wasserhärte? Ganz einfach: Sie stammen aus Biotopen mit unterschiedlicher Gesamt- und Karbonathärte.

Willst du wissen, welche Fische sich für weiches, mittelhartes und hartes Wasser eignen? Dann schau in unsere Liste ganz am Ende dieses Artikels.

Beispiele für Biotope und die dort herrschende Wasserhärte:

  • Weichwasser findet man in vielen Flüssen das Amazonasbeckens oder in südostasiatischen Schwarzwasserflüssen. Von dort stammen sehr viele bekannte Zierfische, die dementsprechend alle nicht gut in hartem Wasser klarkommen.
  • Hartwasser findet man in einigen speziellen Biotopen und auch in Küstenregionen und Brackwasserzonen. In diesen Gebieten, wie den Mangrovensümpfen, leben einige Fischarten in einer Mischung aus Süß- und Salzwasser, was zu einer höheren Wasserhärte führt.
  • Spezialfall Malawi und Tanganjika: Einige afrikanische Riftseen (Malawisee und Tanganjikasee) sind bekannt für ihre einzigartige Fischfauna, insbesondere für Buntbarsche. Dort herrschen sehr spezielle Wasserwerte mit zum Teil sehr hohem pH-Wert, die sich nur mit Osmoswasser und speziellen Aufhärtesalzen nachbilden lassen (wie das geht kannst du

Die Anpassung der Fische (aber auch einiger Garnelen) an spezielle Wasserbedingungen ist ein faszinierendes Beispiel für ökologische Spezialisierung. Aquarianer müssen die spezifischen Wasserbedingungen ihrer natürlichen Biotope nachahmen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Aquarienbewohner zu gewährleisten.

Fisch in der falschen Wasserhärte halten – was passiert dann?

Als Anfänger und durch die zum Teil ungenügende Beratung in Fachgeschäften landen immer wieder Fische in Wasser, das überhaupt nicht zu ihren Ansprüchen passt. Doch wie „schlimm“ ist das und wie wirkt es sich aus, wenn Wasser zu hart oder zu weich ist?

Halten Sie Fische immer nur in der empfohlenen Wasserhärte
Die Osmoregulation der Körperzellen unserer Fische läuft auf Hochtouren, wenn die Tiere in einer Wasserhärte gehalten werden, an die sie nicht angepasst sind. Es lässt sich zwar diskutieren, wie „schlimm“ dies im Einzelfall für die Fische nun tatsächlich ist. Aber wir haben als Aquarianer die Pflicht, dass es unseren Tieren so gut wie möglich geht – also lieber keine Experimente!

Wie genau sich die Wasserhärte auswirkt, darüber könnte man sehr, sehr viel schreiben. Das werden wir an anderer Stelle vielleicht noch tun, aber hier vorerst nur in Kurzform die wichtigsten Punkte:

Fische müssen dafür sorgen, dass der Salzgehalt in der Gewebeflüssigkeit dem im Umgebungswasser entspricht (Osmoregulation). Ansonsten entsteht ein osmotisches Ungleichgewicht. Das tun sie durch eine Regulation der Ausscheidung oder Aufnahme sowohl von Ionen als auch Wasser. Dies erfolgt über die Haut, die Kiemen und die Nieren.

Besonders gefährlich ist es, Fische zu schnell von hartem in weiches Wasser umzusetzen. Das kann zum Tod der Fisch führen. Aber auch ein zu hartes Wasser hat Folgen für Weichwasserfische, die sich oft erst nach Wochen oder Monaten zeigen, denn hier können die Nieren der Fisch leiden und auch die Fortpflanzungsfähigkeit leidet.

Das sollten Sie beachten

Um ein stilles, unsichtbares Leiden der Fische zu verhindern, ist die einfachste Lösung deshalb: Halten Sie nur Fische zusammen, die die gleiche Wasserhärte benötigen und richten Sie sich nach den Ansprüchen der Fische. Entweder, indem Sie nur Fische halten, die sich in Ihrem Leitungswasser wohlfühlen, oder indem Sie die Wasserhärte anpassen.

Setzen Sie Fische immer sehr vorsichtig in Wasser anderer Härte um und verändern sie die Wasserhärte ganz langsam nach und nach. Vor allem beim Umsetzen in weicheres Wasser sollten Sie sich dafür mehrere Stunden Zeit nehmen und die Härte in ganz kleinen Schritten anpassen.

Wasserhärte messen

Wir haben jetzt geklärt, welche Rolle die Wasserhärte in Form von Gesamthärte und Karbonathärte im Aquarium spielen. Möchten Sie Ihre genauen Werte im Aquarium wissen, gibt es verschiedene Methoden, mit denen Sie die Wasserhärte messen können:

Teststreifen sind als ungenau berüchtigt („Ratestäbchen“), eignen sich für die Wasserhärte aber recht gut und bilden die GH und KH genau genug ab, da hier keine so exakten Werte nötig sind, wie bei Nitrit oder Nitrat.

Tröpfchentest funktionieren Im Falle der GH und KH mit einem Farbumschlag. Du tropfst also eine Lösung in dein Testgefäß, bis die Farbe sich ändert. Die Anzahl der dafür nötigen Tropfen gibt dir deine Härte an.

Wasserhärte im Aquarium verändern

Dein Wasser ist zu hart oder zu weich? Kein Problem, denn es lässt sich auch gut verändern. Hier finden Sie alle Varianten der Wasserhärte-Einstellung im Aquarienwasser.

Wasser härter machen

Ist Ihr Wasser zu weich oder Sie möchten bestimmte Werte wie die KH erhöhen, ist das der einfachste Fall. Besorgen Sie sich in diesem Fall ein sogenanntes Aufhärtesalz, das KH, GH oder beides erhöht. Dieses mischen Sie mit Ihrem Wasser, bis es sich ganz aufgelöst hat, überprüfen noch einmal die Werte und geben dann das Wasser ins Aquarium.

Sollen sehr spezielle Wasserwerte erzeugt werden, beispielsweise für eine Tanganjika-Becken, ist es jedoch besser, direkt Osmosewasser (also nahezu mineralienfreies Wasser aus einer Osmoseanlage) zu nutzen und dieses mit entsprechenden Spezialsalzen auf die richtigen Werte zu bringen.

Wasser weicher machen

Wenn Sie sich die Definition der Wasserhärte ansehen ist klar, dass diese sich nicht so einfach durch Zugabe irgendwelcher Mittel, durch Huminstoffe oder Wasseraufbereiter reduzieren lässt. Es geht um die Menge der gelösten Mineralien und diese sinkt nur, wenn die Mineralien entfernt werden.

Die einzige Möglichkeit, weiches Wasser zu erzeugen, ist mit einer Osmoseanlage. Wie Sie diese nutzen, um Wasser weicher zu machen, und was Sie beachten sollten, können Sie in unserem entsprechenden Artikel genau nachlesen: Ratgeber zu Osmoseanlagen für Aquarien.

Alternativ können Sie gekauftes Osmosewasser oder destilliertes Wasser mit ihrem Leitungswasser mischen, um die Härte zu senken.

Sonderfall Entkalkungsanlage

Befindet sich im Haus eine Entkalkungsanlage, ergeben sich manchmal merkwürdige Werte, beispielsweise mit einer niedrigen GH aber hohen KH. Der Grund: Durch Entkalkungsanlagen werden nur bestimmte Mineralien aus dem Wasser entfernt, die für die Kalkbeläge verantwortlich sind. Es entsteht ein Ungleichgewicht, weshalb Sie das Wasser oft nicht für Aquarien nutzen können.

Liste der Fische und Garnelen für hartes, mittelhartes und weiches Wasser

Wir haben nun viel von „Weichwasser-Fischen“ und „Hartwasser-Fischen“ gesprochen. Hier finden Sie eine Übersicht, welche Garnelen und Fische zu den Arten gehören, die sich in weichem, mittelhartem oder hartem Wasser halten lassen.

Bitte immer vorher die Haltungsbedingungen prüfen
Diese Liste ist natürlich längst nicht vollständig und gibt nur grobe Richwerte. Informieren Sie sich bitte immer genau über Ihre Fische und checken Sie auf den einschlägigen Seiten die Haltungsbedingungen. Auch passen nicht alle Weichwasser-Fische zusammen, da sie zum Teil unterschiedliche Temperaturen benötigen und die Aquarieneinrichtung, Deko und Strömung unterschiedlich ausfallen muss.

Aquarienbewohner für Weichwasser

  • Viele Caridina-Garnelen (z.B. Bienengarnelen)
  • Roter Neon und Blauer Neon
  • Rotkopfsalmler
  • Roter von Rio
  • Killifische
  • Dornaugen
  • Skalar
  • Diskus
  • Urzeitkrebse wie Feenkrebse und Triops

Aquarienbewohner für mittelhartes Wasser

  • Einige Garnelen (z.B. Tigergarnelen)
  • Fadenfische und Zwergfadenfisch
  • Neonsalmler und Schwarzer Neon
  • Sehr viele Barben-Arten wie Moosbarbe, Sumatrabarbe usw.
  • Viele Bärblinge, z.B. Perlhuhnbärbling, Zebrabärbling usw.
  • Panzerwelse
  • Antennenwelse
  • Paradiesfische (Makropoden)
  • Schmetterlingsbuntbarsch
  • Kampffische

Aquarienbewohner für hartes Wasser

Bei hartem Leitungswasser (ungefähr ab einer KH über 10 und einer GH über 16) wird die Auswahl von Bewohnern klein. Aber auch für sehr hartes, kalkhaltiges Wasser gibt es passsende Fische und andere Aquarienbewohner, die sich wohl fühlen:

  • Neocaridina-Garnelen
  • Einige Zwergkrebse und Cherax-Arten lassen sich in hartem Wasser halten
  • Lebendgebärende wie Guppy, Endler Guppy, Schwertträger, Platy und Molly
  • Einige Regenbogenfische
  • Kardinalfisch
  • Einige Arten von Buntbarschen (Cichliden), hier aber bitte genau hinsehen, denn bei den Buntbarschen gibt es auch Arten, die Hartwasser nicht vertragen oder spezielle Wasserwerte (Malawi, Tanganjika) benötigen

Letzte Aktualisierung am 27.07.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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